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Die Reihe "Choregia - Münstersche Griechenlandstudien" wird mit Heft 16 beendet, siehe hier

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Zitat der Woche

„Die Fleischkost erklärte er (Musonius) für recht brutal und eher wilden Tieren gemäß. Sie liege schwer im Magen und mache den klaren Verstand träge.“

Τὴν κρεώδη τροφὴν θηριωδεστέραν ἀπέφηνε καὶ τοῖς ἀγρίοις ζῴοις προσφερεστέραν. εἶναι δὲ ταύτην καὶ βαρυτέραν καὶ τῷ νοεῖν καὶ φρονεῖν ἐμπόδιον.

C. Musonius Rufus, römischer Stoiker (1. Jh. n. Chr.), Lehrgespräche 18 A (Von der Ernährung).


Die ganz auf das Praktische und Nützliche ausgerichteten Römer hatten bereits die politische Vorherrschaft im östlichen Mittelmeerraum errungen, als griechischer Geist und Philosophie bei ihnen Zugang fanden. Die Bereitschaft, sich dem fremden Einfluss zu öffnen war groß: sehr bald beherrschten alle gebildeten Römer die griechische Sprache. Von den hellenistischen Philosophenschulen entsprach die Stoa am ehesten ihrem nüchternen Sinn; im Umfeld des Scipionenkreises wurde eine stoisch fundierte Bildung zum prägenden Merkmal. Der gesamte Schulbetrieb fand in griechischer Sprache statt; die zahlreichen Schriften des Chrysipp enthielten reichlichen Lehrstoff. – Musonius, Spross einer etruskischen Familie, schrieb selber nichts, sondern beschränkte sich auf mündliche Lehrvorträge, deren Texte postum von einem seiner Schüler publiziert wurden (so unser Zitat). Er widmete sich vor allem Fragen der praktischen Ethik. Ein gutes Leben sei eines nach der Natur, und diese mache eine einfache, d. h. pflanzliche, Ernährung zur Pflicht. Fleischverzehr dagegen schwäche den Geist, und Schlemmerei sei der Gipfel der Unnatur. Solches verkündet Musonius zur Zeit der Herrschaft Kaiser Neros, des notorischen Prassers, während Petron zugleich in seinem phantastischen Roman Satyrika ein gigantisches Gastmahl schildert, das der Emporkömmling Trimalchio ausrichtet.

HDB / GZ